Airbrush bezeichnet zum einen das Gerät, also die Pistole, mit der die Farben aufgetragen werden und die kaum größer ist als ein Kugelschreiber. Zum anderen beschreibt das Wort natürlich die Maltechnik. Desweiteren wird das entstandene Gemälde ebenfalls als Airbrush bezeichnet.
Wörtlich übersetzt bedeutet Airbrush Luftpinsel. Allerdings konnte sich das deutsche Wort durch den starken Einfluss aus den USA im künstlerischen Bereich nicht durchsetzen. So wurde der amerikanische Begriff in unsere Umgangssprache übernommen.
Inhalt
- Geschichte des Airbrush
- Wie funktioniert die Airbrush – Technik?
- Einsatzgebiete der Airbrush – Technik
- Airbrush – Malgründe
- Eigenschaften und Besonderheiten der Airbrush – Kunst
- Arten von Airbrush Pistolen
- Airbrush – Ausrüstung
- Wo kann ich Airbrush lernen?
Geschichte des Airbrush
Wann kam die erste Spritzpistole zum Einsatz?
Man vermutet, dass die Entstehung und damit die Geschichte der Airbrush-Technik bis in die Steinzeit zurückgeht. Dies bezeugen prähistorische Höhlenmalereien, die vermutlich mit Schilfröhrchen aufgeblasen wurden. Der Zeitpunkt der Erfindung der ersten Spritzpistole der Moderne ist sehr umstritten. Während anderswo die Spritzkunst schon viel früher bekannt gewesen sein soll, wurde diese Maltechnik bei uns im Westen erst im 19. Jahrhundert bekannt.
Der Name Charles Burdick wird häufig mit der Erfindung der ersten Spritzpistole in Verbindung gebracht. Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass die Bauweise seiner Erfindung sich bis heute kaum geändert hat und sich diese Art von Pistolen auf dem Markt durchsetzen konnte. Der Amerikaner ließ 1893 den ersten Aerographen in England patentieren. Er gründete in der Nähe von London die Fountain Brush Company, die die erste Serie von Spritzpistolen auf den Markt brachte.
Wie funktioniert die Airbrush – Technik?
Wie aus Druckluft und Farbe Kunst entsteht
Mittels der Airbrush-Pistole werden Farben auf den Untergrund aufgebracht. Die Pistole arbeitet dabei nach dem Prinzip der Strahlpumpe. Die Pumpwirkung wird durch einen Fluidstrahl (Treibmedium, von fluidus = lat. fließend, flüssig) erzeugt, der durch Impulstausch ein anderes Medium (Saugmedium) ansaugt, beschleunigt und verdichtet, sofern es unter ausreichendem Druck steht. Als Treibmittel wird Druckluft verwendet. Meist liegt der Arbeitsdruck bei 1,5 bis 3 bar. Je höher der Druck, desto feiner wird die Farbe zerstäubt. Stark verdünnte Farben werden mit geringem Druck gesprüht, zähflüssige mit einem Druck von über 2 bar. Textilfarben können sogar mit 3 bis 4 bar gesprüht werden, da Textilfasern die Farben aufsaugen.
Mit der Pistole können Farben mit feinen Pigmenten auf sämtliche Untergründe aufgesprüht werden. Man muss aber darauf achten, dass die Inhaltsstoffe der Farben die Dichtungen in der Pistole nicht angreifen und die Materialien beschädigen. Geeignete Farben für die Verwendung in Airbrush-Geräten sind zum Beispiel Acryl-, Aquarell- und Textilfarben. Diese werden von verschiedenen Herstellern stark verdünnt als spezielle Airbrush-Farben angeboten.
Neben dem Luftdruck und der verwendeten Farbe hat auch die Düsengröße Einfluss darauf, in welchem Grad die Farbe zerstäubt wird: Je feiner die Düse, desto geringer die Zerstäubung der Farbe. Durch die an der Spitze der Pistole eingesetzte zylindrische Düse wird die Farbe versprüht. Die Farbe wird vom Farbbecher durch eine hinter der Düse liegende Nadel im Inneren des Gerätes zu derselbigen transportiert. Die Luftzufuhr wird durch den Bedienhebel der Pistole ein- und ausgeschaltet.
Zusätzlich sorgt der Bedienhebel bei den meisten Spritzapparaten dafür, dass die Nadel von der Düse weg und zu ihr hin bewegt werden kann, sodass die Nadelspitze die Düse öffnet und verschließt. Mittels eines Schlauchs und eines Luftventils wird die Luft durch den an der Pistole angeschlossenen Kompressor zugeführt. Die Luft nimmt die Farbe in der Düse auf und sprüht sie durch das geöffnete Düsenloch heraus. Es gibt eine Menge unterschiedlicher Spritzgeräte auf dem Markt. Der Grund dafür sind die verschiedenen Einsatzgebiete der Airbrushkunst.
Einsatzgebiete der Airbrush – Technik
Modellbau, Make-Up, Motorräder – hier werden die Farben genutzt
Die Farben zum Brushen sind vielseitig anwendbar. Hier ein kurzer Überblick über die Bereiche, in denen sie häufig eingesetzt werden:
- Malerei
- Custompainting / Qubo® Painting (mehr Infos bei Quarzkiesboden Zimmermann)
- Tattoos und Bodypainting
- Naildesign
- Make-up
- Maskenbild für Film & Kunst
- Tortengestaltung
- Textilgestaltung
- Schuhdesign
- Automobilindustrie
- Modellbau
Airbrush – Malgründe
Von Textilien bis Steinteppich – große Vielfalt bei der Wahl der Untergründe
Es bietet wohl kaum eine andere Maltechnik so viele verschiedene und unterschiedliche Maluntergründe. Denn durch das Aufsprühen der Farben und den Einsatz von Schablonen lassen sich auch schwierige Untergründe brushen. Schwierig meint zum Beispiel extrem glatte oder sehr weiche Untergründe oder welche mit starker Strukturierung.
Vom Body Painting bis zur Wandgestaltung eignen sich nahezu alle Untergründe als Malgrund für Airbrush. Zu den typischen Malgründen zählen Papier und Karton, wobei es unzählige Varianten gibt, die sich durch Farbe, Struktur, Gewicht und Oberflächenbeschaffenheit unterscheiden. Lackierte Oberflächen, Kunststoffe, ebenso Textilien und Leder lassen sich brushen. Ein beliebter Untergrund für Airbrush-Arbeiten sind Leinwände, die in fast allen Größen als Rollenware oder bespannter Keilrahmen angeboten werden. Sie sind von sehr feiner bis zu sehr grober Struktur erhältlich. Noch etwas neuer am Markt ist das Clayboard. Es besitzt eine sehr feine, samtweiche Oberfläche. Auf ihr lassen sich durch Schaben feinste Strukturen, wie es bei Haaren und Fell der Fall ist, herausarbeiten.
Viele der genannten Untergründe müssen vor dem Brushen vorbehandelt werden. Man muss sie reinigen, entfetten, grundieren oder anschleifen, wie Untergründe aus Plastik oder Metall. Anschließend werden sie zum Schutz der Oberfläche mit einem Klarlack versiegelt. Beliebte Metalluntergründe sind Motorhauben und Motorradtanks, aber auch Kühlschränke werden häufig gebrusht. Auf Holz kann sowohl im unbehandelten wie auch im lackierten Zustand gearbeitet werden. So lassen sich Skateboards, Holztische und -schränke bemalen.
Mein persönlicher Favorit ist Quarzkies als Malgrund, um Quarzkiesböden und Steinteppiche mit der Airbrush-Technik zu designen.
Eigenschaften und Besonderheiten der Airbrush – Kunst
Fotorealistische Schattierungen und Farbverläufe
Der Künstler hat mit der Spritzpistole spezifische Möglichkeiten, die mit anderen Maltechniken so nicht zu umzusetzen sind.
- Mit diesem faszinierenden, künstlerischen Ausdrucksmittel kann man Farben ohne Berührung des Malgrundes auftragen, ohne die zuletzt aufgebrachte Farbschicht anzulösen.
- Besonders feine Farbschattierungen und stufenlose Übergänge zwischen verschiedenen Farbtönen lassen sich mit der Airbrush-Technik realisieren. So lassen sich naturgetreue Kunstwerke auf die verschiedensten Untergründe bringen und fotorealistische Gemälde umsetzen.
- Diese Technik ermöglicht einen besonders gleichmäßigen, schnellen und dünnen Farbauftrag. Bei relativ geringen Farbverbrauch lassen sich so große Flächen schnell bearbeiten.
- Um klare Linien und Konturen zu sprühen, kommen Schablonen zum Einsatz.
- Zusätzlich lassen sich sowohl Lacke als auch Farben auf Wasser- und Lösemittelbasis verwenden. Einige Hersteller bieten Farben an, die speziell für die Sprühtechnik entwickelt und hergestellt werden.
- Es werden für spezielle Einsatzgebiete geeignete Acryl-Farben, wie zum Beispiel Lebensmittelfarben, Textilfarben und Körperfarben (idealerweise dermatologisch getestet) angeboten.
Arten von Airbrush Pistolen
Wer mit der Airbrush-Technik arbeiten möchte, sollte sich mit den verschiedenen Modellvarianten befassen. Allgemein werden diese in verschiedene Varianten unterteilt:
Airbrush-Geräte mit einfacher Hebelfunktion (Single Action)
Bei dieser Art von Pistole wird beim Herunterdrücken des Hebels sowohl der Luftstrom als auch die Farbzufuhr aktiviert. Dabei öffnet sich der Luftkanal, die Luft strömt durch die Airbrush, saugt die Farbe mittels Unterdruck an und pustet sie auf den Untergrund. Mit solch einem Gerät lassen sich jedoch nur einfache Flächen grundieren. Sie findet beispielsweise Anwendung im Modellbau, beim Bodypainting oder bei der Wandmalerei.
Airbrush-Geräte mit gekoppelter Hebelfunktion (Double Action)
Bei diesen Airbrush-Geräten wird bei der Bewegung des Bedienhebels die Luft- und Farbzufuhr parallel gesteuert. Zieht man den Hebel gering nach hinten, wird die sogenannte Vorluft in Gang gesetzt. Zieht man den Bedienhebel noch weiter nach hinten, bewegt sich auch die Nadel aus der Düse und die Farbe wird freigesetzt. Bei noch weiterer Bewegung des Hebels erhöht sich die Luft- und Farbmenge. Mit diesen Pistolen lässt sich detailliert arbeiten. Dabei wrd mit geringem Abstand zum Malgrund mit geringer Farbmenge und geringem Luftdruck gearbeitet. Bei flächigem Farbauftrag wird mit größeren Abstand zum Untergrund, größerer Farbmenge und dadurch mehr Luftdruck gearbeitet. Diese Geräte sind für die Ausführung aller Arbeiten geeignet.
Airbrush-Geräte mit unabhängiger doppelter Hebelfunktion (Kontrollierte Double Action)
Der Bedienhebel dieser Airbrush-Pistolen steuert beim Herunterdrücken die Luftzufuhr von sehr geringem Druck bis zu dem am Kompressor eingestellten Höchstdruck. Unabhängig davon wird durch das Zurückziehen des Hebels die Farbzufuhr aktiviert. Diese Geräte erlauben das Arbeiten mit sehr geringem Luftdruck und viel Farbe, um zum Beispiel unterschiedliche Sprenkeleffekte zu erzeugen. Außerdem ermöglicht diese Funktionsweise auch mit sehr geringer Farbmenge und der an der Druckquelle eingestelltem Höchstdruck zu arbeiten. Es bedarf ein wenig Übung für die Handhabung dieser Guns. Sie können mit einem Düsendurchmesser von 0,15 mm – 0,8 mm ausgestattet sein und sind für alle Anwendungsbereiche geeignet.
Die Geräte unterscheiden sich durch die Größe von Farbbehälter, Düsendurchmesser, Saug- oder Fließsystem.
Airbrush – Ausrüstung
Diese Geräte gehören zur Grundausstattung
Wer mit dem Brushen anfangen will, braucht dafür einige essenzielle Werkzeuge und Hilfmittel. Hier ist ein Überblick über die wichtigsten Bestandteile der Grundausstattung:
- Pistole mit passendem Schlauch
- Schlauch mit passendem Kompressoranschluss
- Kompressor
- Pistolenhalter
- wasserverdünnbare Airbrushfarben
- entsprechende Medien, die den Farben beigemischt werden
- Airbrush-Reiniger
- Wasser zur Farbverdünnung und zur Reinigung (eventuell destilliertes Wasser), denn nicht überall ist ein Wasseranschluss in der Nähe
- kleiner Borstenpinsel zum Reinigen
- mehrere Leerflaschen für Farbmischungen
- Malgrund (Airbrushpapier, Karton, Leinwand…)
- Skalpell
- Kreppband und Küchenrolle
- Stifte, Anspitzer, Radierer
Wo kann ich Airbrush lernen?
Weiterbilden an der Airbrush-Schule von Roland Kuck
Wer Interesse hat, selbst mit dem Brushen anzufangen, hat dazu verschiedene Möglichkeiten. Die Airbrush & Art Akademie in Bunde bietet zum einen Arbeitsgruppen an, in denen grundlegende Fähigkeiten mit der Pistole vermittelt und eigene Werke mit professionellem Mentoring erstellt werden. Die Teilnehmer werden dabei unterstützt, passende Vorgehensweisen für die Umsetzung der eigenen Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Die Arbeitsgruppen stehen sowohl in den Schulungsräumen der Akademie als auch online zur Verfügung und finden je nach gewähltem Kurs wöchentlich oder als Blockkurse statt.
Um noch tiefer in die Materie einzutauchen und den Grundstein für die hauptberufliche Tätigkeit zu legen, eignet sich das Airbrush Studium an der Akademie. In sechs Semestern werden alle wichtigen Themengebiete vermittelt, die dem Teilnehmer das professionelle Erstellen von Airbrush Kunstwerken ermöglichen. Das Studium beginnt ebenfalls mit den Grundlagen des Brushens, der Farblehre und der Handhabung der Materialien und Werkzeuge. Im Laufe der Semester rücken immer neue Themen in den Fokus, beispielsweise das Abbilden von realistischen Reflexionen. Zusätzlich umfasst das Studium Kurse zur Selbstvermarktung und zu vielen berufsbezogenen Themen.